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DANIEL WETZEL/RIMINI PROTOKOLL "Evros Walk Water"

KONZEPT, REGIE, MONTAGE: Daniel Wetzel

http://www.tanzundtheaterfestival.de

Ein Cage-Re-Enactment für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene
im Rahmen von TANZ UND THEATER: INTERNATIONALES FESTIVAL FREIBURG

Evros heißt der Fluss, der Griechenland und die Türkei trennt – eine Demarkationslinie der Festung Europa. Seit der passierbare Abschnitt des Evros 2012 durch Grenzanlagen weitgehend abgeriegelt wurde, bleibt Flüchtlingen nur der weitaus teurere und gefährlichere Weg in Booten von der türkischen Küste aus zu Inseln in der Ägäis.
Für «Evros Walk Water» hat Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) in Athen mit 15 Jungen im Alter von neun bis achtzehn Jahren, die Fußmärsche aus dem Irak, Afghanistan und Syrien überlebt haben, ein Bühnenbild und ein Hör-Stück erarbeitet, bei dem sechsmal eine 3-minütige Version von «Water Walk» von John Cage aus dem Jahr 1960 aufgeführt wird. Die ursprünglichen Instrumente und Geräusche vom Gummitier bis zum Klavier wurden durch solche ersetzt, anhand derer die Jungen vom Grund ihrer Flucht, ihrem Weg nach Europa und ihrem Alltag in Athen erzählen. Da sie selbst nicht reisen können, finden sich die Zuschauer auf der Bühne an deren Stelle. Sie positionieren sich an einzelnen Hörstationen, an denen sich die von den Jugendlichen ausgesuchten «Instrumente» befinden. Nachdem sie sich die Kopfhörer an ihrer Station aufgesetzt haben, werden sie von den Jugendlichen durch die Installation geleitet. Die Jungen geben Anweisungen, wann welches Instrument zum Einsatz kommen soll, um das Konzert zum Klingen zu bringen. Der einzelne Zuschauer wird Teil der Sache, er ist involviert und als Stellvertreter eingesetzt. Neben dem aktiven Musikmachen lauscht er in ruhigen Momenten den Fluchtgeschichten der Jungen. Die Installation ist eine Geräuschfeier über politische, über Raum- und Zeitgrenzen hinweg.
Daniel Wetzel ist mit Helgard Haug und Stefan Kaegi das Trio welches sich hinter dem ästhetischen Programm von Rimini Protokoll verbirgt. Sie gehören zu den prägenden Regisseuren ihrer Generation. Ihre Arbeit «Qualitätskontrolle» war im Herbst 2014 beim Festival Politik im freien Theater in Freiburg zu sehen. In ihren Arbeiten stehen zumeist keine Schauspieler auf der Bühne, sondern sogenannte Experten des Alltags oder die Zuschauer selbst übernehmen die Rolle und machen eigene körperliche Erfahrungen in dafür erdachten Erlebnisräumen. Die Gruppe wurde für ihr Werk schon vielfach ausgezeichnet.