Ich, Moby Dick // 14+
von Ulrich Hub nach Herman Melville
Dauer: ca. 100 Minuten (keine Pause)
Maximale Plätze in einer Vorstellung: 99
"Beinahe greifbare Bedrohung und bittere, wahnhafte Rachsucht - es gelingt dem Theater im Marienbad Emotionen darzustellen. Und selbst auf der abstrakt gestalteten Bühne und mit minimalistischem Requisiteneinsatz wird die Szenerie vor dem inneren Auge des Betrachters zu einer Fahrt durch weite Ozeane und stürmische See."
Camilla Magdalena Kast, Teilnehmerin des Kooperationsworkshops mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg, 2018
Wer kennt ihn nicht, den berühmtesten aller Wale, den großen weißen Moby Dick? Gejagt von Ahab, Kapitän eines Walfangschiffes, der Pequod. Er hat vor Jahren im Kampf mit diesem weißen Wal ein Bein verloren. Seither verfolgt er das Tier in einem persönlichen Rachefeldzug mit wahnhaftem Hass.
"Blast, Winde! Wütet, Stürme! Himmel, öffne alle Schleusen und schleudre Wassermassen auf Blitz umtobtes Haupt! Ist das alles, was ihr könnt? Wenn eure Blitze meinen Schädel spalten, wird meine Zunge noch sprechen: Tod dem Moby Dick! Blitze, lodert empor, reißt das gesamte Firmament des Himmels auf. Ich brenne wie ihr!"
Kapitän Ahab, Kapitän der Pequod in "Ich, Moby Dick"
Ulrich Hub hat Hermann Melvilles weltbekannten Stoff MOBY DICK auf ungewöhnliche Weise dramatisiert. Er lässt die Geschichte aus der Sicht des Wals und des Meeres erzählen. ICH, MOBY DICK schildert den Alltag auf See und ist eine Reise in die Blütezeit des Walfangs, als man diese Säugetiere der Meere unter Lebensgefahr noch mit eigener Hand tötete und sich während einer Flaute der unendlichen Weite des Meeres hingab oder große Gelage veranstaltete, fiel die Beute reich aus. Vor allem aber widmet sich Hubs Stück den philosophischen und mythischen Inhalten und zeigt auf wohin Besessenheit und Absolutheitsanspruch führen können.
In Sascha Flockens Inszenierung erzählen sechs Schauspieler*innen und ein Live-Musiker gemeinsam diese Geschichte. Mal schauen sie verwundert, fragend oder abfällig auf den Menschen und seine Taten, mal verwandeln sie sich blitzschnell in Figuren aus Melvilles Welt und geben so auch den Männern auf der Pequod, ihrem Kampf aber auch ihren Sehnsüchten, eine Stimme. Hin- und her gerissen zwischen dem Individuum und der Kollektivgewalt des Meeres, zwischen Diesseits und Jenseits, fragen die Spieler*innen und der Bühnenraum von Nina Hoffmann nach dem Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt. Was bedeutet menschliches Handeln für eine Welt, die seit Äonen besteht? Und was sind die Konsequenzen menschlichen Tuns – damals und heute?