Johannes_schuechner_und_marie_mayer

Kabale und Liebe // 14+

von Friedrich Schiller
in einer Fassung des Theater im Marienbad

Du, Luise, und ich und die Liebe! Liegt nicht in diesem Zirkel der ganze Himmel? Oder brauchst du noch etwas Viertes dazu?

– Ferdinand von Walter, Kabale und Liebe

Ferdinand von Walter, ein junger Adliger, liebt gegen alle damaligen Konventionen das Bürgermädchen Luise Miller. Diese ist mit ihrem Einverständnis dem Sekretarius Wurm versprochen, liebt aber Ferdinand mit Hingabe. Luisens Mutter träumt von einer Vermählung über die Standesgrenzen hinweg, während ihr Mann, Musikmeister Miller, realistischer ist, er weiß diese Grenzen werden sich nicht überwinden lassen. Ferdinands Vater, der Präsident, spinnt für seinen Sohn ganz andere Pläne. Er möchte Ferdinand mit Lady Milford, der abgedankten Maitresse des Fürsten, verheiraten und erhofft sich von dieser Verbindung, dass sie seine Karriere und die seines Sohnes fördert. Sekretarius Wurm macht den Präsidenten auf die Verbindung mit Luise aufmerksam, nicht ganz ohne Hintergedanken, erhofft er sich dadurch Luise doch noch zur Frau nehmen zu können. Der erste Versuch des Präsidenten Ferdinand und Luise zu entzweien schlägt fehl, erst beim zweiten Versuch und mit Unterstützung von Sekretarius Wurm und Hofmarschall von Kalb ist er erfolgreich. Die Spaltung gelingt, aber das was dann passiert wird für alle Beteiligten unbeherrschbar und mündet in einer Katastrophe. 

„Am Ende sind wir ja doch Idealisten … und würden uns schämen, uns nachsagen zu lassen, dass die Dinge uns formten und nicht wir die Dinge"

– Friedrich Schiller, April 1805

Zur Historie des Stücks

Das Stück „Kabale und Liebe“ des 25-jährigen Friedrich Schiller erlebte seine Erstaufführung am 11.01.1784 in Mannheim und wurde ein riesen Erfolg.  Auf den ersten Blick handelte das Drama von Fürstenmacht, korrupten Beamten, höfischer Verschwendungssucht und allgemeinem Standesdünkel. Schillers Arrest und spätere Verbannung durch Herzog Carl Eugen, seine unerwiderte Liebe zu der 16-jährigen Charlotte von Wolzogen und seine Lust sich in die bürgerlichen Sphären herabzulassen, haben sicher den Ausschlag zu diesem Stück gegeben. Dennoch dienen diese Rahmenbedingungen vor allem dazu der Frage nachzugehen, wie weit man es mit der Liebe treiben kann, und wo diese in ihrem Absolutheitsanspruch selbst tyrannische Züge zeigt. Wir erkennen: die Liebe zwischen Ferdinand und Luise scheitert nicht nur an den bösen anderen, sie scheitert auch in sich selbst.

Schiller kannte den Menschen so gut und hat ihn so plastisch wiedergespiegelt, dass kein historisches Kostüm, keine antiquierte Sprachform verhindern kann,  nicht mindestens eine Ahnung der tiefen, überzeitlichen Wahrheit  zu vermitteln, die in diesen Dichtungen liegt und jede Generation kann hier ihre eigene Lesart finden, wenn sie denn zu lesen versteht.

Regisseur Marc Günther, Juli 2012