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NICHTS. Was im Leben wichtig ist // 12+

von Janne Teller
übersetzt von Sigrid C. Engeler
Bühnenbearbeitung von Andreas Erdmann

Der 13-Jährige, wohlbehütete Junge Anthon verlässt eines Morgens die Schule in seinem kleinen unbedeutenden Dorf in Dänemark. Er setzt sich auf einen Pflaumenbaum und beschließt nichts mehr zu tun. Aber warum? Er behauptet "nichts bedeutet irgendetwas, das weiß ich schon lange. Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun. Das habe ich gerade herausgefunden.“ Irritiert und verunsichert durch diese Reaktion, und im unbeirrbaren Glauben daran, dass man etwas tun muss, um jemand zu werden, brechen seine Mitschüler auf, ihm das Gegenteil zu beweisen. Aber wie stellt man es an, einen Menschen davon zu überzeugen, dass es im Leben  etwas von Bedeutung gibt? Die Sinnfrage wird von den Jugendlichen zunächst mit materiellen Dingen verknüpft. Es entsteht  eine Gruppendynamik,durch die die persönliche Suche nach dem eigenen Sinn auf der Strecke bleibt und die Kontrolle über ihr Experiment verlorengeht.

"Nichts." wurde zu meiner eigenen Sinnsuche. Pierre Anthon hat mir die Augen dafür geöffnet, wie faszinierend und fantastisch das Leben ist.

– Janne Teller über "Nichts. Was im Leben wichtig ist"

Janne Teller, geboren 1964 in Kopenhagen, arbeitete für internationale Organisationen wie die EU und die UN, bevor sie sich ausschließlich dem Schreiben widmete. Im Jahre 2000 erschien ihr Roman "Nichts". Er wurde gleichzeitig von Lehrplänen verbannt und mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Mittlerweile ist in Dänemark die 14. Auflage erschienen, und "Nichts" ist eines der am häufigsten verwendeten Bücher in den dänischen Abiturprüfungen.

Ja, es ist schon erstaunlich, dass ein Buch heutzutage in Westeuropa derart bekämpft werden kann. Nicht wegen brutaler oder sexistischer oder verhetzender Inhalte, sondern nur wegen der Fragen, die es aufwirft.

– Janne Teller im Interview mit der Zeit, 2010

Für Teller ist der Roman ein modernes Märchen. Es ging ihr nie darum, Realitäten abzubilden. Vielmehr wollte sie von der gefährlichen Sehnsucht der Kinder erzählen, aus einer Welt auszubrechen, die durchstrukturiert ist und Erwartungen in sie setzt, die sie nicht erfüllen können oder wollen. Sie haben Angst, dass Pierre Anthon Recht haben könnte, und was wäre ein größerer Verlust, als sich eingestehen zu müssen, dass nichts von Bedeutung ist. So bekämpft jeder lieber den persönlichen Pierre Anthon in seinem Kopf.

Mit freischaffenden Schauspielern und in Zusammenarbeit einer achten Klasse des Rotteck Gymnasium Freiburg hat sie sich auf die Bedeutungssuche begeben und sich damit den Wunsch erfüllt, „etwas mit Gleichaltrigen zu machen&ldquo

Mich mit dem Thema zu beschäftigen, (mit dem sich früher oder später jeder beschäftigen sollte), nämlich der Frage nach dem Sinn des Lebens, hat mich fasziniert, auch wenn das Buch durch viele Klischees das Thema überspitzt darstellt, doch ist all dies nicht unvorstellbar. Natürlich stellen sich Kinder in diesem Alter solche Fragen. Inwieweit Eltern jedoch bereit sind oder überhaupt in der Lage, mit ihren Kindern solche Fragen zu besprechen, bleibt offen. Oder muten Kinder ihren Eltern vielleicht zu viel zu?

– Regisseurin Nadine Werner, 2012